Sehr geehrte Botschafterinnen und Botschafter,
Liebe Frau Nantcha, lieber Herr Tcheumeleu,
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde Afrikas,

auch in diesem Jahr freue ich mich, heute und hier auf dem Alexanderplatz in Berlin und gemeinsam Hr. Paka, dem Sprecher der afrikanischen Botschafterinnen und Botschafter in Berlin, Hr. Paka und Frau Nantcha, der Stadträtin von Freiburg das KENAKO Festival zu eröffnen.

Ihnen allen hier möchte ich als Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin die besten Grüße und Wünsche von Angela Merkel ausrichten. Dass die Organisatoren es zum zweiten Mal geschafft haben, ein solches Fest für Afrika auf die Beine zu stellen, finde ich wunderbar. Daher gilt mein besonderer Dank den Organisatoren von KENAKO.

Liebe Freunde! Festivals leben vom bunten Treiben und nicht von langen Reden. Erlauben Sie mir dennoch kurz einige politische Dimensionen des diesjährigen Afrikafestivals in den Blick zu nehmen: In diesem Jahr feiern wir und vor allem die Menschen in Afrika das Jubiläum der Afrikanischen Union (und ihrer Vorläuferin, der Organisation der Afrikanischen Union). 50 Jahre „afrikanische Einheit“ – das sind 50 Jahre einer aufregenden und wechselhaften Geschichte der Anstrengungen für eine einheitliche und starke Stimme Afrikas – auf dem Kontinent und in der Welt. Es ist sehr interessant, dass der ghanaische Präsident, Kwame Nkrumah schon sehr früh das Potential der Einheit erkannte, als er sagte, dass „nur ein vereinigtes Afrika eine Macht in der Welt sein kann“.

Der Wandel Afrikas über 50 Jahre ist bemerkenswert. Ging es der frühen Afrikanischen Union hauptsächlich um die Befreiung Afrikas vom Kolonialismus, so geht die 2002 gegründete AU heute viel weiter und ergreift eigenständig Maßnahmen zur Friedenssicherung und Konfliktprävention auf dem Kontinent. Sie formuliert auch gemeinsame Antworten auf Herausforderungen der Globalisierung und macht Vorgaben für ihre Mitgliedsstaaten in punkto Demokratie, den Schutz der Menschenrechte und guter Regierungsführung. Selbst Interventionen in einzelne Länder kann sie – ohne Konsens – beschließen, wenn in Völkermord, schwere Menschenrechtsverletzungen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorkommen. Es überraschte mich nicht, dass die AU ähnlich wie die EU geprägt war von Rivalitäten einzelner Mitgliedsstaaten, zwischen mächtigen Männern wie dem damaligen libyschen Staatsoberhaupt Gaddafi, dem ehem. Präsidenten von Südafrika Thabo Mbeki und dem nigerianischen Staatschef Obasanjo. Ihre kontrastierenden Ideen zu den „United States of Africa“ und der „African Renaissance“ zeigen, dass der Weg zu einer „Union“ und dem Abtreten von nationaler Souveränität nie einfach war.

Es ist eindrücklich, wie weit die afrikanischen Regierungen hier in 50 Jahren gekommen sind, aber auch welche Meilensteine noch vor ihnen liegen. Ich traf in Addis Abeba auf Madame Dlamini Zuma, die Vorsitzende der AU-Kommission, eine wirklich dynamische und willensstarke Frau mit politischem Gespür. Es braucht solche inspirierende Personen, die der AU eine wertebasierte und starke Identität verleihen, eigene Interessen formulieren und diese pragmatisch verfolgen. Das heißt auch sie ggf. gegen die Interessen einzelner Mitgliedsstaaten durchzusetzen, um Afrikas Stimme in die Welt hörbar werden zu lassen. Es gibt genügend Themen, die Afrika insgesamt weiter voranbringen können, wenn sie gemeinsam angegangen werden – das Streben nach einer ganzheitlichen afrikanischen Freihandelszone, der Ausbau von Infrastrukturkorridoren und die Umsetzung der Projekte des Infrastrukturprogramms für Afrika PIDA. Aber auch die Verhinderung von Konflikten in Afrika und eine neue politische Kultur, die der guten Regierungsführung, der Rechtsstaatlichkeit und dem Schutz der Menschenrechte verpflichtet ist.

Nicht zu unterschätzen sind die Wiederstände, die einzelne Staaten entwickeln, wenn Sie Macht an übergeordnete Einrichtungen wie die AU abgeben müssen. Auch für afrikanische Bürger gilt wie für Deutsche in Europa, die erste Verantwortung hat die nationale Regierung. Wir haben die Erfahrung in Europa gemacht, dass sich ohne eine europäische Bevölkerung kein Europa bauen lässt. Der AU ist also auch zu raten, kein Elitenprojekt sondern ein Projekt der Bürger zu werden. Für diesen längeren Weg wünsche ich der Afrikanischen Union auch für die nächsten 50 Jahre alles Gute und viel Erfolg.

Erlauben Sie mir eine zweite Anmerkung: Afrika ist vielfältig. Auch hier in Deutschland. Umso wichtiger ist es, dass Sie auch hier ihre gemeinsamen Anliegen ebenso gemeinsam und vereint voranbringen. Ich freue mich, dass bei diesem 2. Kenako Festival in Berlin verschiedene Landesverbände, afrikanische Vereine und Netzwerke auf Bundesebene zusammenkommen und somit Afrika auch in Deutschland eine Stimme geben. Das ist manchmal gar nicht so einfach, wenn der zuständige Minister ganz eigene Vorstellungen hat, wo und wie seine Bühnen zu bespielen sind. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, immer wieder Brücken zu bauen zwischen Afrika und Deutschland, vor allem hier in Deutschland aber es geht auch um eine stärkere Einbeziehung Ihres Wissens und Ihrer Erfahrung in die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern. Es geht nicht nur um bessere Integration in Deutschland, auf allen Ebenen und in allen Berufen und Bereichen unseres Lebens. Es geht auch um die gegenseitige Bereicherung und das Lernen von- und miteinander. Im letzten Jahr sprach ich hier auf dieser Bühne von den gemeinsamen Unternehmungen, den Potentialen der afrikanischen Diaspora für Deutschland, aber auch für Ihren Heimatkontinent. Ich freue mich, dass diese Themen auf weiteren Panels heute und morgen noch vertieft werden.

Verehrte Gäste, liebe Freunde! Afrika und unsere Partnerschaft mit dem Kontinent werden in dieser Woche in verschiedenen Foren gefeiert. Heute Vormittag lud der Bundespräsident, Hr. Gauck zu einer Matiné mit Vertretern der afrikanischen Community aus Zivilgesellschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in das Schloss Bellevue und betonte, dass er dies fortsetzen möchte. Auf dem Washington Platz feiert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung morgen seinen Entwicklungstag, auf dem neben dem afrikanischen Botschaftern auch die afrikanische Diaspora vertreten sein wird. Gestern Abend fand bereits eine Gala des Afrikavereins der deutschen Wirtschaft bei der Siemens AG in Berlin statt. Die afrikanischen Botschafter laden zudem am heutigen Abend zu einer Kulturveranstaltung ein. Dies alles zeigt, Afrika und das Fest für 50 Jahre Afrikanische Einheit wird auch in Deutschland gefeiert.

Ich freue mich daher sehr, dass auch Sie ein Fest für Afrika hier und heute feiern und hoffe, dass viele Berlinerinnen, Berliner und der Gäste, die hier auf dem Alex vorbeikommen, ein paar schöne Dinge und ein Bild von Afrika mitnähmen, das weiteres Interesse weckt.