Die nigerianische Politikerin und ehemalige Finanzministerin ihres Geburtslandes Ngozi Okonjo-Iweala ist als erste Frau und erste Afrikanerin in der Geschichte der WTO als neue Generaldirektorin der Handelsorganisation verabschiedet worden. Durch diese Besetzung ergeben sich große Chancen für den afrikanischen Kontinent.

Afrika erwartet zu Recht Handelsvorteile vom „Großvorhaben“ panafrikanische Freihandelszone (African Continental Free Trade Agreement, AfCFTA). Der Beschluss dazu stammt aus dem Jahr 2012. Entgegen weitverbreiteter Skepsis auch in der Bundesregierung erreichte die AU das Ziel fast in der vorgesehenen Zeit von fünf Jahren. Und vom März 2018 bis zur Hinterlegung der notwendigen Ratifizierungsurkunden dauerte es nur bis zum Mai 2019.

Ich habe diesen Prozess gegen viele Widerstände, aber mit Unterstützung der Bundeskanzlerin, während meiner gesamten Zeit als Afrikabeauftragter vorangetrieben. Schon mit der Vorgängerin des eben wieder gewählten AU Kommissars für Handel und Industrie, H.E. Albert M. Muchanga. Dieser hat das AfCFTA maßgeblich ausgehandelt und innerhalb der AU als Kommissar vorangetrieben. Von zentraler Bedeutung sind Industrialisierung und mehr innerafrikanischer Handel, am besten in einer Zollunion.

Muchanga geht davon aus, dass bis 2028 der gemeinsame afrikanische Markt etabliert sein kann. Die dann größte Freihandelszone der Welt sollten vor allem auch europäische Unternehmen in ihre Wachstumsstrategien einbeziehen. Die EU muss endlich den Irrweg der Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA) verlassen und die Verhandlungen mit der AfCFTA aufnehmen, um einen einzigen, großen Handels- und Investitionsvertrag mit ganz Afrika abzuschließen. Für eventuell notwendige Ausnahmen bei der WTO könnte die Chefin aus Nigeria eine Hilfe sein.

Die High-Level Group hob in ihrem 2019 veröffentlichten Papier zur zukünftigen Vertiefung der Beziehungen EU-Afrika auch die zentrale Bedeutung der Unterstützung Europas für das AfCFTA als Basis für weitere Verhandlungen, hervor. Das Papier ist hier abrufbar:
https://www.highlevelgroup.eu/single-post/2020/05/26/eu-africa-paper-july-2019